SWISS und Lufthansa öffnen die neue First für Miles & More, Verfügbarkeit bleibt rar
- Sven
- vor 5 Tagen
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Die neue First Class von Lufthansa und SWISS war in den letzten Monaten vor allem eines: ein Schaufensterprodukt. Ihr habt die Suiten auf Fotos gesehen, vielleicht beim Boarding in den ersten Allegris- oder Senses-Maschinen einen neugierigen Blick in Reihe 1 geworfen, aber mit Meilen war das Ganze bisher komplett außer Reichweite. Wer von euch viele Jahre Miles & More Punkte gesammelt hat, musste zusehen, wie das neue Flaggschiffprodukt nur gegen hohe Geldbeträge verkauft wurde.
Damit ist nun theoretisch Schluss. Lufthansa, SWISS und Miles & More haben bestätigt, dass die neue Allegris First Class und die SWISS Senses First Class ab sofort mit Meilen buchbar sind – inklusive der Möglichkeit, aus der Business Class in die First hochzustufen. Auf dem Papier ist das ein echter Meilenstein für Vielfliegerinnen und Vielflieger der Lufthansa Group. In der Praxis zeigt sich aber sehr schnell, dass der Weg in die neue First weiterhin ein ziemlich exklusiver Traum bleibt.

Was jetzt offiziell mit Miles & More möglich ist
Zunächst die gute Nachricht. Laut Lufthansa, SWISS und Miles & More gelten für die neue First Class grundsätzlich die gleichen Regeln wie für die „klassische“ First auf den bisherigen Langstreckenjets. Ihr könnt also sowohl reguläre Prämienflüge als auch Upgrades mit Meilen oder mit der Cash-&-Miles-Option anpeilen. Ob ihr einen Hinflug, einen Return oder ein Mixed-Cabin-Ticket bucht, spielt aus Sicht des Systems keine große Rolle, solange auf dem jeweiligen Abschnitt eine Maschine mit Allegris oder Senses unterwegs ist und Miles & More ein entsprechendes Kontingent freigibt.
Gleichzeitig müsst ihr mit dem neuen, dynamischen Preissystem leben, das Miles & More seit 2025 für viele Prämienflüge nutzt. Feste Meilenwerte gibt es für Lufthansa und SWISS in der First Class nicht mehr. Stattdessen schwankt der benötigte Meilenbetrag je nach Strecke, Datum und erwarteter Auslastung. Erste Beispiele aus dem „alten“ First-Produkt zeigen, dass Hin- und Rückflüge in der First je nach Strecke schnell bei deutlich über zweihunderttausend Meilen landen können, oft zuzüglich saftiger Zuschläge und Steuern. Für die neue First ist daher nicht zu erwarten, dass es plötzlich Schnäppchentarife mit Meilen gibt.
Besonders wichtig ist ein Punkt für alle, die gern mit SWISS unterwegs sind. Die First Class der Schweizer ist nach wie vor ein exklusiver Spielplatz für Statuskundinnen und -kunden. Auch wenn die Senses First Class nun grundsätzlich mit Meilen buchbar ist, bleibt der Zugang zu Prämienflügen in der Regel auf Senatoren und HON Circle Member beschränkt. Ohne entsprechenden Status habt ihr aktuell nur eine realistische Chance, wenn SWISS auf ausgewählten Strecken die First ausnahmsweise für reine Cash-buchungen oder Upgrades öffnet – oft jedoch ohne Möglichkeit zur Meileneinlösung.
Spannend wird es beim Thema Upgrade. Miles & More bestätigt, dass Upgrades aus der Business Class in die neue First möglich sind. In der Praxis werdet ihr euch jedoch meist erst einmal auf eine Warteliste setzen lassen. Ob das Upgrade tatsächlich durchgeht, entscheidet das System oft erst sehr kurzfristig vor Abflug. Wer von euch flexibel ist und vielleicht ohnehin in der Business unterwegs wäre, kann hier ein wenig „Zocken“ mit einplanen. Sicher buchen lässt sich die Suite so aber nicht.

Warum ihr die neue First trotzdem kaum findet
Die ernüchternde Realität zeigt sich, sobald ihr auf der Miles-&-More-Webseite oder in der Hotline nach konkreten Verfügbarkeiten sucht. Zahlreiche Testanfragen auf den aktuell mit Allegris oder Senses ausgerüsteten Strecken bringen so gut wie keine Treffer. Von einem breiten Angebot kann überhaupt keine Rede sein.
Der Hauptgrund ist banal. Die neue First Class ist extrem knapp. Lufthansa setzt das Allegris-Produkt derzeit nur auf einer kleinen Zahl von Airbus A350 ein, die jeweils nur drei Suiten in der First bieten. Je nach Auslastung des Mittelsitzes kommen pro Flug also drei bis maximal vier Plätze zusammen. Selbst wenn die Airline überhaupt einen dieser Sitze als Prämienplatz freigibt, bleibt die Chance auf ein Ticket entsprechend gering. Gleichzeitig versucht das Ertragsmanagement jeden zahlenden Gast mitzunehmen, der bereit ist, fünfstellige Beträge für die Suite auszugeben.
Bei SWISS ist die Situation ähnlich streng. Die Senses First wird Stück für Stück eingeführt, ebenfalls mit nur wenigen Sitzen pro Flug. Dazu kommt die schon angesprochene Beschränkung auf Senatoren und HON Circle Member bei Prämienflügen. Für viele von euch bedeutet das, dass die neue First zwar offiziell im System existiert, praktisch aber wie ein verstecktes Bonuslevel wirkt, das nur eine sehr kleine Gruppe mit viel Geduld und Status erreicht.
Dazu kommt die technische Seite. Wie so oft, wenn neue Produkte in bestehende Buchungssysteme integriert werden, laufen im Hintergrund mehrere IT-Welten zusammen. Berichte aus Hotlines zeigen, dass selbst Mitarbeitende von Miles & More teilweise noch widersprüchliche Angaben machen. Mal heißt es, die neue First sei bereits freigeschaltet, aber noch ohne Kontingente, dann wieder, man warte noch auf finale Systemanpassungen. Für euch als Kundinnen und Kunden fühlt sich das so an, als ob alle von einer neuen Tür reden, die aber noch abgeschlossen ist.
Was könnt ihr also tun, wenn ihr trotzdem einen realistischen Versuch starten wollt? Entscheidend sind Flexibilität und Geduld. Je breiter ihr bei Reisedatum und Strecke sucht, desto höher die Chance, dass irgendwo ein einzelner Platz auftaucht. Außerdem lohnt sich der Blick auf Kombinationen, bei denen nur ein Teil der Reise in der neuen First stattfindet und der Rest in Business oder Premium Economy. Solche Mischbuchungen sind zwar weniger elegant, können aber das System dazu bewegen, überhaupt einen Suite-Platz freizugeben. Und natürlich hilft ein hoher Status, gerade bei SWISS, nach wie vor enorm.

Fazit
Unterm Strich ist die Öffnung der neuen First Class von Lufthansa und SWISS für Miles & More ein wichtiges Signal. Die Airlines zeigen damit, dass die Suiten nicht dauerhaft vom Meilenmarkt abgeschottet bleiben sollen. Für alle von euch, die seit Jahren Meilen sammeln, rückt der Traum von einem Flug in der Allegris oder Senses First damit zumindest theoretisch näher. Statt reiner Schaufensterware ist die neue First nun Teil des offiziellen Prämienportfolios.
In der Praxis sieht die Lage im Moment jedoch noch sehr überschaubar aus. Kaum verfügbare Kontingente, extrem wenige Sitze pro Flug, restriktive Regeln bei SWISS und ein dynamisches Preissystem, das hohe Meilenwerte begünstigt, machen die neue First weiterhin zu einem sehr exklusiven Vergnügen. Wer von euch kurzfristig auf einen spontanen Traumflug spekuliert, braucht viel Glück, einen passenden Status und die Bereitschaft, sowohl zeitlich als auch routenmäßig flexibel zu sein.
Langfristig könnte die Situation aber besser werden. Je mehr Maschinen mit der neuen Kabine unterwegs sind und je klarer sich zeigt, wie viele Vollzahler sich für die Suite finden, desto eher wird die Lufthansa Group auch mit Prämienplätzen spielen. Vielleicht sehen wir in ein paar Jahren eine Situation, die an andere Premiumprodukte erinnert, bei denen zwar hohe Meilenwerte verlangt werden, dafür aber regelmäßig ein Platz pro Flug als Prämie auftaucht.
Bis dahin bleibt die neue First Class mit Miles & More ein Symbol für das Spannungsfeld, in dem moderne Vielfliegerprogramme stecken. Auf der einen Seite steht der Wunsch, gesammelte Meilen für echte Höhepunkte einzulösen. Auf der anderen Seite steht der wirtschaftliche Druck der Airlines, jede verfügbare Fläche möglichst teuer zu verkaufen. Dass Miles & More die Tür zur neuen First wenigstens einen Spalt weit geöffnet hat, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt muss sich zeigen, ob daraus mehr wird als nur eine schöne Nachricht ohne greifbare Plätze.











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