Rekordumsatz, stabiles Ergebnis: Lufthansa Group landet Q3 mit 1,33 Mrd. €
- Sven
- vor 2 Tagen
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Die Lufthansa Group meldet für das dritte Quartal 2025 ein operatives Ergebnis von rund 1,33 Milliarden Euro bei Umsätzen von gut 11,2 Milliarden Euro. Das Sommerquartal war traditionell schon immer das Schaufenster – diesmal sollte es aber vor allem zeigen, ob die angekündigte Straffung bei Kosten, Planung und Abläufen wirklich greift. Kurzfassung: Sie greift. Hinter der großen Zahl steckt keine Laune des Marktes, sondern ein Bündel an Stellschrauben, an denen der Konzern in den vergangenen Monaten hörbar gedreht hat.
Was das Quartal trägt: bessere Abläufe, strenge Kosten, gezieltes Angebot
Zunächst zur Mechanik. Der Konzern hat die Flüge dichter und verlässlicher geplant: realistischere Blockzeiten, robustere Anschlusswellen an den Hubs und Reserven, die nicht beim ersten Regenschauer verpuffen. Das senkt Folgekosten – weniger Hotelgutscheine, Umbuchungschaos und Entschädigungen – und hebt zugleich die Auslastung. Jeder Prozentpunkt mehr Pünktlichkeit spart Millionen und sorgt dafür, dass Flugzeuge, Crews und Material dort sind, wo sie sein sollen.

Auf der Kostenseite zeigt sich Disziplin. Bei Treibstoff helfen niedrigere Durchschnittspreise und eine vorausschauende Absicherung. Gleichzeitig steigen Gebühren und Personalaufwand – Tarifabschlüsse und höhere Entgelte der Infrastrukturpartner sind Realität. Der Konzern fängt das mit Produktivität ab: modernere Flugzeuge mit sparsamerem Verbrauch, mehr Sitze pro Umlauf, engere Wartungsfenster und ein Einkauf, der Mengen bündelt. Ergebnis: Die Marge bleibt trotz Gegenwind ordentlich.
Beim Angebot steht nicht mehr „Möglichst viel“ im Vordergrund, sondern „Möglichst sinnvoll“. Auf Strecken mit tragfähiger Nachfrage wird nachgelegt, schwächere Linien werden ausgedünnt oder zeitlich anders gelegt. Das sieht man besonders im Interkontinentalverkehr: Der Nordatlantik schwächelt nach dem Boom der letzten Jahre, Lateinamerika und ausgewählte Asienziele übernehmen dafür mehr Last. Auf der Kurz- und Mittelstrecke wird weniger „Lückenfüller“ geflogen, dafür konzentrieren sich die Banken auf Wellen, die Ertrag bringen und die Umsteigequalität sichern.
Wichtig ist, dass diese Logik im Tagesgeschäft funktioniert. Die Sommermonate sind eine Belastungsprobe: volle Flughäfen, Wetter, Engpässe bei der Flugsicherung. Wenn der Betrieb durchläuft, zeigt sich, dass die Planungen nicht nur auf dem Papier stehen. Genau das war im Q3 der Fall – und genau das erklärt, warum ein Rekordumsatz nicht gleich in Zusatzkosten verdampft.
Blick nach vorn: Flotte, Personal, Lieferketten – Chancen und Risiken
Der Konzern hält am Ausblick fest: Für 2025 wird ein deutlich besseres Ergebnis als 2024 angestrebt. Der Weg dorthin ist klar beschrieben: Kapazität gezielt statt überall, Abläufe stabil halten, Schulden weiter drücken und Investitionen auf die Teile konzentrieren, die den Betrieb spürbar verbessern. Zentral ist die Flottenmodernisierung. Auf der Langstrecke kommen weitere A350 und 787, die weniger verbrauchen, leiser sind und mit ihrer Reichweite flexibler geplant werden können. Auf der Mittelstrecke wandern nach und nach A320neo-Muster in die Flotte, was Treibstoff spart und die Sitzplatzkosten senkt – vorausgesetzt, die Triebwerks-Turnarounds und Lieferketten bleiben beherrschbar.
Genau hier liegt eine der offenen Flanken: Herstellerverzögerungen können die geplante Erneuerungsrate bremsen. Dann muss kurzfristig mit Wet-Lease oder Lebenszeitverlängerungen improvisiert werden – beides ist teurer als eine planmäßige Übernahme neuer Jets. Dazu kommt die Personalseite: Tarifrunden bleiben ein Kostenfaktor und der Arbeitsmarkt für fliegendes Personal ist weiterhin angespannt. Jede zusätzliche Gehaltsrunde schlägt direkt auf die Ergebnisrechnung durch. Der Konzern setzt deshalb auf hohe Ausbildungsquoten, planbare Dienstpläne und Anreize, die Fluktuation dämpfen.
Ein weiterer Dauerbrenner: Flugsicherung und Infrastruktur in Europa. Engpässe bei Lotsen, Wetterkapriolen und Baustellen an Flughäfen lassen sich nicht wegzaubern. Was hilft, sind robuste Reservezonen im Flugplan, klarere Prioritäten bei Störungen und digitale Werkzeuge, die Umbuchungen ohne Warteschlangen ermöglichen. Der Konzern hat hier sichtbare Fortschritte gemacht: automatische Neuausstellung, zügige Benachrichtigungen, weniger „Papierkrieg“. Das spart Geld – und verhindert, dass kleine Verzögerungen ganze Bankstrukturen sprengen.

Auf der Nachfrageseite bleibt das Bild gemischt. Geschäftsreisen sind zurück, aber anders verteilt: mehr internationale Meetings, weniger Inlands-Tagespendeln. Privatreisen sind stabil, allerdings preissensitiver. Für die Gruppe heißt das: Produkt pflegen, ohne sich zu verzetteln. Erwartet keine spektakulären Luxus-Projekte, sondern handfeste Verbesserungen dort, wo sie täglich zählen: Kabinen in Schuss, verlässliche Lounge-Kapazitäten, vernünftiges Catering, saubere App-Prozesse. Große Versprechen nützen nichts, wenn am Gate der Ablauf klemmt.
Finanziell ist der Herbst/Winter der Lackmustest. Die Monate bringen traditionell weniger Nachfrage und mehr Wetterrisiko. Gelingt es, die Pünktlichkeit oben zu halten, dann fallen die Winterverluste überschaubar aus – und die Vorausbuchungen für den Sommer 2026 fließen mit mehr Vertrauen. Gleichzeitig darf die Gruppe die Preisstellung nicht überdrehen: Wer Kapazität zu stark verknappt, treibt Gäste in Billigsegmente; wer zu breit anbietet, verwässert Margen. Das Gleichgewicht wird von Woche zu Woche neu austariert – mit Daten aus Verkauf, Netzplanung und Betrieb.
Fazit
Die 1,3-Milliarden-Marke ist kein Zufallsfund, sondern das Ergebnis von Handwerk: bessere Planung, stabilere Abläufe, gezielte Kapazität und strikte Kostenseite. Der schwächere Nordatlantik, höhere Gebühren und Personalkosten bleiben Herausforderungen, doch der Konzern kontert mit modernerer Flotte, robusteren Prozessen und spürbar höherer Verlässlichkeit. Wenn Hersteller liefern, die Betriebsqualität hält und der Winter nicht aus dem Ruder läuft, hat die Lufthansa Group 2026 die Chance, das Etikett „Dauer-Übergangsjahr“ abzustreifen. Bis dahin gilt: weniger Show, mehr Substanz – genau das hat Q3 geliefert.











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