Review: Kenya Airways 787-8 Guangzhou-Bangkok- Nairobi
- Tim
- 7. Juli
- 7 Min. Lesezeit
Die 15. und damit letzte Airline meiner SAS Challenge stand bevor: Mit Kenya Airways sollte es von Guangzhou über Bangkok nach Nairobi gehen. Die Vorfreude war groß – es war nicht nur mein erster Flug mit Kenya Airways, sondern auch ein weiterer 5th-Freedom-Flug, den ich von meiner Liste streichen konnte. Besonders angenehm war außerdem, dass ich nach zahlreichen Economy-Flügen meinen langen Heimflug in der Business Class antreten durfte.

Nach einem entspannten Aufenthalt in der Premium Lounge in Guangzhou, ging es schließlich im Dreamliner von Kenya Airways los. Ob mich der fast 14-stündige Flug überzeugen konnte – und ob Kenya Airways für mich sogar Ethiopian Airlines als beste afrikanische Fluggesellschaft ablösen kann – erfahrt ihr im folgenden Review.
Inhaltsverzeichnis
1. Intro
3. Check-in
5. Flugdaten
10. Fazit
2. Buchung & Meilen
Die Buchung dieses Fluges war direkt mit meinem Saudia-Flug von Dubai über Riad nach Guangzhou verknüpft. Ich hatte einen Hin- und Rückflug über das SAS EuroBonus-Programm gebucht. Dabei ist der Rückflug in Kombination mit einem Hinflug prozentual deutlich günstiger als ein One-Way-Ticket. Glücklicherweise erlaubt SAS trotzdem, unterschiedliche Airlines und Routen für den Hin- und Rückflug zu kombinieren. So konnte ich auf dem Hinflug die Saudia Business Class testen und auf dem Rückflug das Premiumprodukt von Kenya Airways.
Insgesamt kostete mich die Reise 140.000 EuroBonus-Meilen, also 70.000 Meilen pro Strecke. Ein reiner One-Way-Flug hätte 84.000 Meilen gekostet. Hinzu kamen rund 150 Euro an Steuern und Gebühren – ein wirklich fairer Preis. Da ich zum Buchungszeitpunkt noch keine Million SAS-Meilen hatte, habe ich meine Membership Rewards Punkte über meine American Express Platinum Karte umgewandelt.
3. Check-in
Als Business-Class-Passagier verlief der Check-in grundsätzlich reibungslos, war aber dennoch ein Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde. Nach meinem Flug von Fuzhou nach Guangzhou hatte ich rund vier Stunden Zeit bis zum Weiterflug. Ich ging davon aus, einer der ersten Passagiere am Check-in-Schalter zu sein – ein Trugschluss.

Allerdings hatte ich die Rechnung ohne die große kenianische Community in China gemacht. Ein Anblick, den ich so noch nie gesehen habe: Obwohl der Check-in noch nicht einmal geöffnet war, reichte die Schlange schon länger als alles, was ich je erlebt habe. Fast jeder Passagier hatte zudem zwei oder drei riesige Kartons dabei – ein Bild für die Götter, wie ihr unten sehen könnt.
Zum Glück war der Business-Class-Schalter kaum frequentiert, sodass ich schnell an der Reihe war. Positiv fiel mir auf, dass SkyTeam-Statusgäste gebeten wurden, sich hinter den Business-Class-Passagieren einzureihen – das ist leider nicht überall Standard. Dank der Fast Lane fand ich mich wenig später bereits in der Premium Lounge wieder, der Kenya-Airways-Zugangslounge in Guangzhou.
4. Boarding & Kabine
Das Boarding lief genau so ab, wie man es sich als Business-Class-Reisender wünscht: als Erster an Bord, kurzer Weg zum Sitz, ein Glas Champagner in der Hand. Die Kabine im Dreamliner 787-8 wirkt auf den ersten Blick sehr geräumig und offen – große Fenster und der Verzicht auf Gepäckfächer in der Mitte schaffen ein luftiges Raumgefühl.
Weniger überzeugt hat mich allerdings das Farbschema: Die Sitze in Dunkelgelb/Beige wirken etwas altbacken. Auch das 2-2-2-Layout ist nicht mehr zeitgemäß, bietet aber zumindest Paaren gewisse Vorteile. Was jedoch sofort positiv auffiel, war die überaus freundliche Crew. Ich wurde mit einem Lächeln begrüßt, zum Platz begleitet und erhielt kurz darauf bereits mein Erfrischungstuch und ein Glas Champagner. Trotz kleiner Schwächen im Kabinendesign habe ich mich auf Anhieb sehr wohlgefühlt.
5. Flugdaten
Flugnummer | KQ887 |
Abflug | 22:10 |
Ankunft | 06:05 |
Flugzeit | 12:55h |
Typ | B787-8 Dreamliner |
Registrierung | 5Y-KZJ |
Alter | 10 Jahre |
Kabine | Business Class |
Sitz | 5A |
6. Service / Essen & Trinken
Wie schon erwähnt, hat mich der Service von Anfang bis Ende begeistert. Die Crew war stets aufmerksam, freundlich und zuvorkommend – übrigens auf beiden Teilstrecken, denn in Bangkok fand ein Crew-Wechsel statt, der keinerlei Qualitätsverlust bedeutete.
Auf dem ersten Teilstück nach Bangkok gab es nur eine kleine Menükarte mit zwei Optionen: ein Sandwich mit Hühnchen oder ein vegetarisches Sandwich. Ich entschied mich für das Hühnchen-Sandwich, dazu gab es Blaubeer- Käsekuchen, der so gut war, dass ich mir gleich ein zweites Stück bestellt habe. Dazu trank ich ein Tusker, ein kenianisches Bier, das mir sehr gut schmeckte.
Ein klarer Kritikpunkt war jedoch die Präsentation: Alles kam in Plastik verpackt auf einem Tablett – eher das Niveau einer gehobenen Economy Class. Hier sehe ich definitiv Verbesserungspotenzial.
Auf der längeren Strecke von Bangkok nach Nairobi war die Auswahl dann wie erwartet größer. Nach dem Start – es war mittlerweile ein Uhr morgens – servierte die Crew zunächst eine leichtere Mahlzeit: Hühnchen, Fisch oder ein vegetarisches Nudelgericht sowie Himbeertorte. Zum Frühstück gab es gebratenes Ei, Hühnchen mit Kartoffeln oder asiatische Nudeln – keine ganz klassischen Frühstücksoptionen.
Ich wählte das Hühnchen mit Nudeln, das entgegen der Bezeichnung als „leichte Mahlzeit“ ein vollwertiges Hauptgericht war. Geschmacklich hat es mich überzeugt: Das Hühnchen war zart, die Nudeln sehr aromatisch. Das Highlight war erneut das Dessert.

Beim Frühstück habe ich mich für das gebratene Ei entschieden – für mich immer ein Risiko, da es schnell zu hart sein kann. Leider war es tatsächlich komplett durchgegart. Immerhin war der Rest des Frühstücks lecker genug, um satt und zufrieden aus dem Flugzeug zu steigen.

7. In-Flight-Entertainment / WLAN
Kenya Airways bietet in der 787 leider kein WLAN an. Wer also Wert auf Internet legt, sollte das bei der Buchung bedenken. Für mich ist das im Jahr 2024 kaum noch zeitgemäß – ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt auf einem so langen Flug komplett offline war und nicht einmal Whatsapp nutzen konnte.
Das Entertainment-System bot Filme, Serien, Musik und die Moving Map. Mit etwa 55 Filmen war die Auswahl deutlich kleiner als die angekündigten 100. Da ich einige Zeit geschlafen und etwas gearbeitet habe, lief bei mir überwiegend die Live-Karte, was ich ohnehin am spannendsten finde.
8. Sitz / Bett & Komfort
Das Business-Class-Produkt von Kenya Airways im Boeing 787-8 Dreamliner lässt sich am besten als solide, aber deutlich veraltet beschreiben. Die Konfiguration in einer 2-2-2-Anordnung gehört inzwischen zu den älteren Layouts in der internationalen Business Class und ist vor allem für Alleinreisende nur bedingt attraktiv. Während gemeinsam reisende Paare diesen Aufbau durchaus als angenehm empfinden können, leidet das Gefühl von Privatsphäre erheblich darunter, wenn man neben einer fremden Person sitzt – und das fast so nah wie in der Economy Class.

Direkte Sicht- und Geräuschkontakte zu den Sitznachbarn sind bei diesem Layout kaum vermeidbar. Trennwände oder Sichtschutz zwischen den Sitzen fehlen komplett. Gerade nachts, wenn sich viele Passagiere zum Schlafen hinlegen, wird die fehlende Privatsphäre spürbar – sei es durch Gespräche, Bewegungen oder einfach nur das Licht vom Bildschirm des Nachbarn. Wer Ruhe und Rückzug sucht, wird mit dieser Kabinengestaltung nicht voll zufrieden sein. Eine einfache Sichtblende zwischen den Sitzen würde bereits viel bewirken.

Dennoch bietet der Sitz selbst einige Stärken: Er ist äußerst großzügig dimensioniert, gut gepolstert und lässt sich vollständig in ein flaches Bett verwandeln. Der größte Vorteil ist der enorme Fußraum. Im Gegensatz zu vielen neueren Business-Class-Produkten, bei denen man die Füße in einen schmalen Fußraum unter dem Vordersitz schieben muss, steht einem hier eine breite und offene Ottomane zur Verfügung. Das bedeutet: kein Gefühl von Enge, keine Einschränkungen beim Umdrehen im Schlaf – ideal für große Menschen wie mich mit 1,93 m Körpergröße. Ich konnte mich vollständig ausstrecken und seitlich drehen, was selbst bei modernen Sitzen nicht immer der Fall ist.

Auch im „Lounge-Modus“ – also leicht zurückgelehnt zum Lesen oder Entspannen – macht der Sitz eine gute Figur. Die Polsterung ist angenehm weich, die Rückenlehne gut justierbar, und auch das Fußteil bietet ausreichend Unterstützung. Positiv hervorzuheben ist außerdem die Sitzbreite, die in dieser Anordnung sehr großzügig ausfällt. Selbst mit einem Nachbarn fühlt man sich im eigenen Raum nicht beengt.
Weniger überzeugend ist der Zustand der Sitze. Die Bezüge wirken sichtbar abgenutzt, stellenweise fleckig und auch die Materialien erinnern eher an ein Produkt von vor zehn Jahren. Hier fehlt es einfach an Frische und Modernität. Farblich dominieren beige- und senfgelbe Töne, die weder edel noch besonders einladend wirken – eher funktional als stilvoll. Das mag Geschmackssache sein, vermittelt aber leider keinen Premium-Eindruck.
Ein weiteres Manko: Die Ablageflächen sind begrenzt. Für kleinere persönliche Gegenstände wie Handy, Kopfhörer oder Buch ist zwar Platz vorhanden, größere Gegenstände wie Laptop oder Kamera muss man allerdings verstauen oder zwischen den Sitz klemmen. Stromanschlüsse sowie USB-Ports sind vorhanden, allerdings in einer Position, die nicht besonders benutzerfreundlich ist – vor allem wenn man bereits liegt.
Was den Schlafkomfort betrifft, kann Kenya Airways allerdings wieder punkten: Der Sitz wird zu einem absolut ebenen Bett, das dank seiner Breite und Länge fast schon einem Hotelbett ähnelt. Die mitgelieferte Decke war zwar eher durchschnittlich, aber ausreichend wärmend, und das Kissen bot angenehme Unterstützung. Leider fehlte eine zusätzliche Matratzenauflage, wie sie bei anderen Airlines inzwischen Standard ist – das hätte das Liegeerlebnis noch angenehmer gemacht.
9. Amenities / Extras
Auch bei den Extras kann Kenya Airways leider nicht überzeugen. Auf dem fast 14-stündigen Flug gab es kein Amenity Kit – laut Crew wegen Lieferproblemen. Für mich dennoch ein großer Minuspunkt. Auf dem Sitz lagen lediglich ein Kissen, eine Decke und einfache Noise-Cancelling-Kopfhörer bereit. Die Decke war gemütlich, aber eine zusätzliche Sitzauflage hätte den Schlafkomfort erhöht. Die Kopfhörer waren zwar keine Markenprodukte, funktionierten aber problemlos.
10. Fazit
Mein Fazit fällt gemischt aus. Der Service war überragend – freundlich, aufmerksam und herzlich. Auch beim Essen konnte Kenya Airways geschmacklich überzeugen. Doch das Hard Product – also Sitz, Ausstattung und Präsentation – ist dringend modernisierungsbedürftig. Wenn Kenya Airways mit Airlines wie Ethiopian Airlines mithalten will, braucht es dringend Upgrades.
Derzeit kann Kenya Airways für mich nicht mit Ethiopian mithalten – insbesondere, wenn man deren neue Business Class im A350 zum Vergleich heranzieht. Allerdings sind bei Kenya Airways bereits Flottenvergrößerungen und Modernisierungen geplant. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den kommenden Jahren spannende Neuerungen sehen werden.
★★★☆☆ Unser Fazit: 3 von 5 Sternen
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