Miles & More First Class Buchungen im neuen System
- Tim
- 7. Juni
- 6 Min. Lesezeit
Zum 3. Juni 2025 hat die Lufthansa Group tiefgreifende Änderungen am Miles & More Programm umgesetzt. Die wohl bedeutendste Neuerung ist die Einführung eines dynamischen Prämienpreis-Systems für Flüge mit Lufthansa, SWISS, Austrian Airlines und Lufthansa City Airlines. Anstelle der bisherigen festen Meilentabellen richten sich die Meilenpreise nun nach dem bezahlten Flugpreis sowie weiteren Faktoren wie Tarifklasse, Strecke, Buchungszeitpunkt und Verfügbarkeit.
Für Reisende bedeutet das: Es gibt keine festen Meilenwerte mehr für bestimmte Strecken. Wer frühzeitig bucht oder in schwach ausgelasteten Reisezeiträumen unterwegs ist, kann mitunter weniger Meilen zahlen. Umgekehrt müssen Passagiere, die in der Hochsaison oder kurzfristig buchen, mit zum Teil deutlich höheren Meilenpreisen rechnen.
Im Zuge dieser Umstellung wurden zudem bisherige Angebote wie die beliebten „Meilenschnäppchen“ sowie die „Flex Plus“-Option – bei der gegen zusätzliche Meilen flexiblere Konditionen möglich waren – für die genannten Airlines abgeschafft. Besonders stark betroffen ist hiervon die First Class, die traditionell zu den attraktivsten Optionen für die Einlösung von Prämienmeilen zählte.
In diesem Artikel analysieren wir die konkreten Änderungen, werfen einen genauen Blick auf das neue System und beleuchten, wie sich die Meilenpreise für First-Class-Flüge im Rahmen der neuen Dynamik verändert haben.

Wichtig: Alle in diesem Beitrag genannten Meilenwerte entsprechen dem Stand zum Veröffentlichungsdatum. Aufgrund des dynamischen Preismodells können sich diese Werte jederzeit ändern. Wir sind bemüht, die Informationen regelmäßig zu aktualisieren, übernehmen jedoch keine Gewähr für zukünftige Preisentwicklungen.
Vergleich der alten und neuen Preise in der First Class ab Deutschland und der Schweiz
Durch die Einführung der dynamischen Preisgestaltung gibt es keine fixen Meilenwerte mehr für Flüge mit Lufthansa oder SWISS in der First Class. Dennoch lassen sich auf Basis zahlreicher Beispiele aus der Praxis gewisse Durchschnittswerte ableiten, die einen Vergleich mit dem früheren System ermöglichen.
Vor dem 3. Juni 2025 galten folgende Werte für einen Hin- und Rückflug in der First Class ab Deutschland oder der Schweiz mit Lufthansa oder SWISS:
Strecke | Alter Meilenwert (RT) | Neuer Durchschnittswert (RT) | Veränderung |
Frankfurt – New York | 182.000 Meilen | ca. 210.000 – 230.000 Meilen | +25 – 35 % |
Zürich – San Francisco | 182.000 Meilen | ca. 220.000 – 240.000 Meilen | +22 – 33 % |
München – Tokio | 222.000 Meilen | ca. 250.000 – 270.000 Meilen | +13 – 22 % |
Frankfurt – Singapur | 222.000 Meilen | ca. 260.000 – 280.000 Meilen | +17 – 26 % |
Zürich – Johannesburg | 182.000 Meilen | ca. 200.000 – 225.000 Meilen | +18 – 32 % |
Frankfurt – Buenos Aires | 222.000 Meiln | ca. 270.000 – 290.000 Meilen | +22 – 30 % |
Genf – Bangkok (via ZRH) | 222.000 Meilen | ca. 240.000 – 260.000 Meilen | +10 – 17 % |
Es zeigt sich: Besonders transatlantische und interkontinentale Verbindungen in der First Class sind nun deutlich teurer geworden, sofern man nicht sehr frühzeitig oder in der Nebensaison bucht. Gleichzeitig ist die Preisspanne deutlich breiter geworden – der Meilenwert kann sich je nach Buchungszeitpunkt, Nachfrage und Tarifstruktur um Zehntausende Meilen unterscheiden.
Ein zusätzliches Ärgernis: Die hohen Zuschläge bleiben bestehen und liegen auf Lufthansa- oder SWISS-First-Class-Flügen häufig zwischen 500 und 700 Euro pro Person und pro Strecke.
In einzelnen Fällen sind durch das neue Preismodell tatsächlich auch günstigere Optionen als zuvor verfügbar. Ein Beispiel hierfür ist ein Lufthansa-First-Class-Flug von Frankfurt nach Hongkong. Für diesen Flug wurde im First-Class-Basistarif ein Meilenwert von 103.180 angezeigt – rund 7 Prozent weniger als der frühere Standardwert von 110.000 Meilen. Zu beachten ist allerdings, dass dieser Tarif strengere Regelungen bei Umbuchung und Stornierung mit sich bringt. Der Flex-Tarif, der diese Einschränkungen nicht hat, lag dagegen bei 125.930 Meilen, also etwa 13 Prozent über dem bisherigen Fixpreis.

Auch auf der Strecke von Frankfurt nach Delhi konnten wir eine leichte Reduktion gegenüber der bisherigen Meilentabelle feststellen. Statt der üblichen 91.000 Meilen wurden hier 88.951 Meilen verlangt.

Intraeuropäische Zubringer können Meilenpreise drastisch senken
Ein spannender Nebeneffekt des neuen dynamischen Meilenpreissystems ist, dass innereuropäische Zubringerflüge einen erheblichen Einfluss auf den Gesamtmeilenpreis haben können. Da sich dieser an einem prozentualen Anteil des Ticketpreises orientiert, können günstige Zubringerflüge – etwa ab Prag, Oslo oder Sofia – den Gesamtpreis eines Prämientickets deutlich senken.
Diese Unterschiede ergeben sich aus der Tarifstruktur der jeweiligen Economy- oder Business-Zubringerflüge, die in die Gesamtberechnung einfließen. Wer beim Abflugort flexibel ist, kann so mehrere tausend Meilen sparen. Wichtig dabei: Es lohnt sich, gezielt nach "Light"- oder "Basic"-Tarifen bei den Zubringerflügen zu suchen, da diese die Meilenanforderung besonders niedrig halten.
Im Rahmen unserer Recherche haben wir einige internationale Ziele ausgewählt und jeweils die Meilenpreise bei Abflug aus Deutschland, Oslo, Prag und Sofia verglichen. Die Ergebnisse waren teilweise äußerst überraschend.
Ein erstes Beispiel sind Prämienflüge nach Hongkong. Für einen Direktflug von Frankfurt in der First Class werden derzeit 103.180 Meilen fällig. Startet man jedoch in Oslo oder Prag, reduziert sich der Meilenpreis deutlich. Die größte Überraschung bot jedoch Sofia: Für gerade einmal rund 60.000 Meilen lässt sich hier im Grunde derselbe Flug buchen – für uns ein klarer neuer Sweetspot im Miles & More Programm.

Auch für Flüge nach Buenos Aires – aktuell der längste Direktflug der Lufthansa mit First-Class-Verfügbarkeit – lassen sich durch alternative Abflugorte signifikante Ersparnisse erzielen. Der Direktflug ab Frankfurt war kaum verfügbar, und bei der günstigsten Option lag der Preis bei 179.510 Meilen. Mit Abflug ab Sofia lag der niedrigste Preis hingegen bei nur 106.647 Meilen – eine Differenz von über 70.000 Meilen!

Weitere interessante Einsparungen lassen sich auch für Ziele wie Los Angeles, Tokio oder Delhi feststellen. Auch hier wirken sich günstige innereuropäische Zubringerflüge deutlich auf die Gesamtmeilenpreise aus. Bei Los Angeles erweist sich beispielsweise Prag als günstiger Abflugsort.

Wer Flüge nach Tokio betrachtet, stellt fest, dass Oslo mit knapp über 80.000 Miles & More Meilen als Abflugort deutlich günstiger ist als alle anderen.

Wer seine Reise nach Delhi von Sofia aus antritt, kann einen First-Class-Flug bereits für knapp 65.000 Meilen buchen – ein absoluter Sweetspot, wenn man bedenkt, dass dieser Flug vor Kurzem noch 91.000 Miles & More Meilen gekostet hätte.

Den günstigsten First-Class-Flug, den wir derzeit finden konnten, gibt es ab Prag über Sofia nach Riad. Für nur 50.000 Meilen kann man sich hier in der Lufthansa First Class an Bord eines Airbus A340 verwöhnen lassen.

Für unsere Analyse haben wir uns zunächst auf Oslo, Prag und Sofia konzentriert – doch es liegt auf der Hand, dass sich mit etwas Zeit und gezielter Recherche noch viele weitere Sweetspots finden lassen.
Wenn ihr selbst noch spannende Abflugorte außerhalb Deutschlands entdeckt habt, freuen wir uns sehr über eure Tipps und Kommentare!
Erkenntnisse zur Umstellung des Miles & More Programm
Seit der Einführung der dynamischen Preisgestaltung ergeben sich einige zusätzliche Beobachtungen, die für First-Class-Reisende von Bedeutung sind:
Die Tarifstrukturen sind bislang wenig transparent. Obwohl die Preise dynamisch berechnet werden, ist für Nutzer kaum nachvollziehbar, wie genau sich der Meilenwert zusammensetzt. Es fehlt an klaren Regeln oder nachvollziehbaren Preisindikatoren, was die Planung erschwert.
Ein Zusammenhang zwischen Reisezeitraum und Preis ist bisher kaum erkennbar. Anders als erwartet lassen sich keine eindeutigen Muster feststellen, bei denen z. B. Flüge in der Nebensaison systematisch günstiger wären. Vielmehr scheinen auch Tagesaktualität, Auslastung und andere interne Faktoren eine größere Rolle zu spielen.
First-Class-Verfügbarkeiten in der weiteren Zukunft sind stark eingeschränkt. Besonders auffällig ist, dass für Flüge über vier bis sechs Monate hinaus kaum First-Class-Prämienplätze verfügbar sind. Vermutlich hängt dies mit der Einführung der neuen Allegris First Class bei Lufthansa und Swiss zusammen – die genauen Konfigurationen und Streckenzuteilungen scheinen intern noch nicht finalisiert.
Bei Partner-Airlines gibt es derzeit keinerlei First-Class-Verfügbarkeiten. Trotz theoretisch weiterhin gültiger Meilentabelle für Partnerflüge wie ANA oder Singapore Airlines ist momentan keine einzige First-Class-Verbindung im Miles & More-System buchbar. Ob dies ein temporäres Problem oder eine dauerhafte Einschränkung darstellt, bleibt abzuwarten.

Fazit
Die Umstellung auf dynamische Meilenpreise ist für First-Class-Enthusiasten ein zweischneidiges Schwert. Einerseits führt sie zu höheren Standardpreisen, besonders bei Lufthansa und SWISS. Andererseits bietet sie durch geschickte Kombinationen mit Zubringerflügen und flexiblen Routings neue Einsparpotenziale.
Wer sich mit den neuen Regeln vertraut macht, kann weiterhin sinnvoll seine Meilen in der First Class einlösen. Allerdings erfordert dies mehr Planung, Flexibilität und einen strategischen Umgang mit Abflugorten und Reisezeitpunkten. Meilenbesitzer sollten jetzt verstärkt auf Tools wie PointsYeah zurückgreifen und eventuell auch internationale Abflughäfen in Betracht ziehen.

Die gute Nachricht: Auch in der neuen Miles & More-Welt ist ein luxuriöses First-Class-Erlebnis weiterhin möglich – es wird nur ein wenig anspruchsvoller, es zu erreichen. Das Einlösen von Meilen für First-Class-Flüge bleibt auch mit dem neuen System eine attraktive Möglichkeit, um sich ein Reiseerlebnis zu gönnen, das regulär schnell mehrere Tausend Euro kosten würde. Wer gut plant, kann so erheblich sparen.
Zugleich gilt: Die aktuelle Umstellung ist noch sehr frisch, und viele Fragen bleiben bislang unbeantwortet. Es ist gut möglich, dass Lufthansa und die Partnerairlines in den kommenden Wochen und Monaten weitere Anpassungen, Klarstellungen und technische Verbesserungen vornehmen werden. Daher lohnt es sich, die Entwicklung aufmerksam zu verfolgen, um schnell auf neue Chancen oder Einschränkungen reagieren zu können.
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