Flugpassagiere aufgepasst: In der Türkei drohen Strafen für voreiliges Verhalten
- Sven
- 15. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Wer kennt es nicht: Das Flugzeug setzt auf, die Anschnallzeichen leuchten, doch einige Passagiere springen sofort auf, zücken ihr Handy oder zerren hektisch am Gepäckfach. Dieses Szenario gehört in der Türkei nun der Vergangenheit an – zumindest wenn es nach der Luftfahrtbehörde SHGM geht. Mit einer neuen Vorschrift, die seit Anfang Mai 2025 gilt, werden Bußgelder für zu frühes Abschnallen oder Aufstehen nach der Landung eingeführt. Die Maßnahme soll die Sicherheit an Bord erhöhen, trifft jedoch auf gemischte Reaktionen – sowohl bei Fluggesellschaften als auch bei Reisenden.
Zwar ist die Regelung international keineswegs neu – ähnliche Vorschriften gibt es auch in anderen Ländern –, doch die explizite Androhung von Geldstrafen in einem der beliebtesten Urlaubsländer Europas sorgt derzeit für Aufsehen. Die zentrale Frage lautet: Handelt es sich um eine längst überfällige Sicherheitsmaßnahme oder eher um Symbolpolitik, die wenig an der Realität an Bord ändert?
Die neue Regelung im Detail – und was sie für Passagiere bedeutet
Seit dem 2. Mai 2025 gilt in der Türkei die Direktive UOD – 2025/01 der türkischen Generaldirektion für Zivilluftfahrt (SHGM). Diese Vorschrift verpflichtet alle Flugpassagiere, nach der Landung bis zum endgültigen Stillstand des Flugzeugs angeschnallt zu bleiben. Erst wenn das Anschnallzeichen erlischt, dürfen sich Passagiere von ihren Sitzen erheben oder ihre Gepäckfächer öffnen. Wer sich nicht daran hält, dem droht eine Anzeige und ein Bußgeld.
Die Höhe dieser Strafe liegt laut Medienberichten bei 2.603 Türkischen Lira – umgerechnet etwa 67 US-Dollar. Offiziell bestätigt ist dieser Betrag zwar nicht, allerdings wurde er bereits mehrfach in der türkischen Presse und von Fluggesellschaften genannt. Die Vorschrift richtet sich nicht nur an Individualreisende, sondern gilt auch auf Inlandsflügen sowie für internationale Verbindungen von und in die Türkei.
Was bislang als „Kavaliersdelikt“ abgetan wurde, wird nun zur Ordnungswidrigkeit. Besonders riskant ist das Verhalten während des Rollvorgangs, wenn das Flugzeug mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h über das Vorfeld manövriert. Plötzliche Bremsmanöver können im schlimmsten Fall zu Verletzungen führen – etwa wenn ein Passagier bereits steht und das Gleichgewicht verliert.
Besonders konsequent soll das Kabinenpersonal eingebunden werden: Flugbegleiter sind nun verpflichtet, Verstöße aktiv zu melden. Auf Flügen von Turkish Airlines wurden bereits zusätzliche Durchsagen nach der Landung eingeführt, die explizit auf die neuen Vorschriften und drohenden Sanktionen hinweisen. Auch in anderen türkischen Airlines wie Pegasus oder SunExpress wird mit entsprechenden Maßnahmen gerechnet.
Turkish Airlines als Vorreiter – und die Reaktionen der Passagiere
Turkish Airlines hat als nationale Fluggesellschaft bereits mit der Umsetzung der neuen Regelungen begonnen. Die Crew wird angehalten, noch während des Rollvorgangs auf die Vorschriften hinzuweisen und Verstöße an die zuständigen Behörden zu melden. Auch der Bordfunk enthält nun spezifische Hinweise auf die gesetzliche Verpflichtung zum Anschnallen. Damit will man nicht nur Sicherheit gewährleisten, sondern auch eine gewisse Vorbildwirkung innerhalb der Luftfahrtbranche erzielen.
Während viele Sicherheitsbeauftragte und Vielflieger die Maßnahme begrüßen, sehen manche Passagiere die Regelung kritisch. In sozialen Netzwerken berichten Reisende bereits von hitzigen Diskussionen an Bord, wenn ungeduldige Urlauber trotz mehrmaliger Ermahnungen aufspringen. In einigen Fällen musste die Crew eingreifen und auf mögliche rechtliche Konsequenzen hinweisen.
Besonders Touristen aus dem Ausland – vor allem aus Europa – sind sich der neuen Regeln oftmals nicht bewusst. Fluggesellschaften, die Verbindungen aus dem Ausland in die Türkei anbieten, arbeiten nun daran, die Informationen in ihre Standarddurchsagen zu integrieren. Auch auf digitalen Buchungsplattformen oder am Gate könnten künftig Hinweise auf die Bestimmungen auftauchen.
Ein weiterer Aspekt: Die Regelung betrifft ausschließlich Passagiere, nicht aber das Bodenpersonal oder Piloten. Dennoch signalisiert der Vorstoß der SHGM eine klare Absicht: Der Fluggast soll seine Verantwortung nicht mit dem Aufsetzen des Fahrwerks ablegen. Das Verhalten an Bord soll sich stärker an Sicherheitsstandards und weniger an persönlicher Bequemlichkeit orientieren.
Neue Spielregeln auf dem Rollfeld – mit Signalwirkung?
Die Türkei geht mit der neuen Verordnung einen Schritt, der international Schule machen könnte. In einer Zeit, in der Airlines zunehmend um Ordnung und Effizienz kämpfen, sendet die SHGM eine klare Botschaft: Sicherheitsvorschriften gelten bis zur letzten Sekunde. Ob die Maßnahme tatsächlich zu einem nachhaltig besseren Verhalten an Bord führen wird, bleibt abzuwarten.
Klar ist aber: Passagiere, die dem Drang nicht widerstehen können, als Erste ihr Gepäck zu greifen, riskieren nicht nur Unmut – sondern auch eine saftige Geldstrafe. Gerade für Touristen dürfte diese Regelung überraschend kommen, weshalb eine bessere Information und Kommunikation unerlässlich sein wird. Was bleibt, ist ein Appell an die Vernunft: Die letzten zwei Minuten Geduld lohnen sich – nicht nur für die eigene Sicherheit, sondern auch für den respektvollen Umgang miteinander an Bord.
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