Letzte Worte im Cockpit: Black Box soll Air-India-Tragödie erklären

Sven
14. Juni
4 Min. Lesezeit

Es sollte ein Routineflug werden: Am 12. Juni 2025 hebt eine Boeing 787-8 von Air India in Ahmedabad ab – Ziel: London Heathrow. Doch nur 33 Sekunden nach dem Start endet der Flug in einem Inferno. Die Maschine stürzt auf das Gelände eines benachbarten Colleges. Laut aktuellem Stand verloren 265 Menschen ihr Leben. Doch es gibt eine Ausnahme: Ein einziger Passagier überlebt den Absturz nahezu unverletzt. Seine Schilderungen eröffnen eine neue Perspektive auf eine der schwersten Luftfahrtkatastrophen der letzten Jahre. Während Ermittler fieberhaft nach der Ursache suchen, rücken die letzten Worte im Cockpit und die Erzählung des Überlebenden in den Fokus.

Trümmerteile der verunglückten Air India 787

Rekonstruktion des Absturzes

Flug AI171 hebt an einem heißen Juni-Nachmittag um exakt 13:39 Uhr Ortszeit vom Flughafen Ahmedabad ab. Die Temperaturen liegen zu diesem Zeitpunkt bei ungefähr 40 Grad Celsius – ein Faktor, der später eine Rolle in den Untersuchungen spielen könnte. Nur wenige Sekunden nach dem Abheben verliert das Flugzeug an Höhe. Laut öffentlich einsehbaren Flugdaten steigt die Boeing 787-8 zunächst, kommt jedoch kaum über 190 Meter hinaus.

Augenzeugen beschreiben, wie das Flugzeug in einem auffälligen Neigungswinkel nach vorne abkippt, die Triebwerke laut aufheulen und dann alles sehr schnell geht. Die Maschine kracht gegen ein Wohnheim des B. J. Medical College, explodiert beim Aufprall und setzt das Gebäude sowie Teile des Flugzeugs in Brand. Innerhalb weniger Sekunden entsteht ein Flammenmeer. Feuerwehr und Rettungskräfte sind schnell vor Ort – doch jede Hilfe kommt für die meisten zu spät.

Erste Auswertungen deuten darauf hin, dass Fahrwerk und Landeklappen beim Aufprall noch ausgefahren waren. Das spricht für ein Problem kurz nach dem Start, möglicherweise einen Startabbruch oder eine Notroutinenkonfiguration. Experten diskutieren derzeit verschiedene Hypothesen: ein plötzlicher Schubverlust, ein Softwareproblem oder ein fehlerhaftes Flugverhalten unter extremer Hitze. Noch ist nichts bestätigt. Doch klar ist: Die Maschine stürzte in einem Moment ab, in dem sie eigentlich schon in einer sicheren Flugphase hätte sein müssen.

Wie durch ein Wunder gibt es einen Überlebenden: Vishwash Kumar Ramesh, ein 40-jähriger britisch-indischer IT-Berater, der auf Sitz 11A nahe eines Notausgangs saß. Nach dem Absturz gelingt es ihm, sich durch eine aufgebrochene Notfalltür aus dem brennenden Wrack zu befreien. In Interviews mit verschiedenen Medien beschreibt Ramesh die dramatischen Sekunden vor dem Unglück: „Das Flugzeug vibrierte stark, dann hörte ich ein metallisches Knacken. Alles wurde plötzlich still, als ob wir in der Luft stehen würden.“ Kurz darauf sei die Kabine in Dunkelheit gehüllt worden, bevor alles um ihn herum explodierte.

Ramesh erzählt, dass er von der Druckwelle bewusstlos geschlagen wurde – als er wieder zu sich kam, habe er um sich herum nur Rauch, Feuer und Leichen gesehen. „Ich sah Menschen, die geschrien haben – aber es war, als wären sie schon nicht mehr bei Bewusstsein. Ich konnte nicht helfen, ich musste raus.“ Der Lichtschein eines Risses im Rumpf habe ihm Orientierung gegeben, so konnte er sich ins Freie retten.

Auffällig ist: Trotz des massiven Aufpralls erlitt Ramesh laut behandelnden Ärzten keine schweren Verletzungen. Er wurde mit Prellungen, leichten Verbrennungen und einem Schock ins Krankenhaus gebracht. Premierminister Modi besuchte ihn persönlich und sprach von einem „Wunder inmitten einer nationalen Tragödie“. Rameshs Erinnerungen könnten für die Rekonstruktion des Unglücks entscheidend sein – sie liefern Hinweise auf Geräusche, Schwingungen und Abläufe, die durch technische Daten allein kaum rekonstruierbar sind.

Der Stand der Untersuchung

Die Blackboxes – Flight Data Recorder und Cockpit Voice Recorder – wurden noch am selben Abend geborgen und an das indische Luftfahrtunfallbüro (AAIB) übergeben. Die Analyse läuft in Kooperation mit internationalen Stellen, darunter die US-amerikanische NTSB, die britische CAA und Vertreter von Boeing. Auch der Triebwerkshersteller General Electric ist beteiligt.

Im Zentrum der bisherigen Untersuchungen stehen mehrere Fragen: Warum konnte die Maschine nach dem Start kaum an Höhe gewinnen? Wurde der Schub korrekt berechnet und umgesetzt? Gab es eine Überladung oder technische Einschränkungen durch die Außentemperatur? Und schließlich: Welche Entscheidungen traf die Cockpit-Crew in den letzten Sekunden? Der Cockpit Voice Recorder enthält angeblich deutliche Hinweise darauf, dass die Piloten über eine „instabile Trimmung” und „fehlenden Schub“ gesprochen haben. Auch ein Alarmsignal sei zu hören gewesen – die Auswertung dauert noch an.

Parallel zu den technischen Analysen läuft eine umfassende Untersuchung der Wartungshistorie. Besonders kritisch wird die Frage geprüft, ob es in der Vergangenheit bereits ähnliche Vorfälle mit dieser Maschine oder diesem Typ gab. Air India hat angekündigt, die gesamte Boeing 787-Flotte einer Sonderprüfung zu unterziehen. Flüge werden überprüft, Wartungsprotokolle kontrolliert und Piloten befragt. Die Fluggesellschaft hat eine Hotline für Angehörige eingerichtet und Soforthilfen bereitgestellt.

Ein vorläufiger Bericht der Ermittlungsbehörden wird in den kommenden zwei Wochen erwartet. Bis dahin bleibt vieles Spekulation – auch wenn sich bereits ein Bild abzeichnet, das auf ein komplexes Zusammenspiel von Technik, Wetter und möglicherweise menschlichem Versagen hindeutet.

Fazit

Der Absturz von Air India Flug AI171 ist nicht nur wegen der hohen Opferzahl eine Tragödie, sondern auch wegen seiner Verstörungskraft: eine moderne Langstreckenmaschine stürzt bei bestem Wetter wenige Sekunden nach dem Start ab. Dass es überhaupt einen Überlebenden gibt, grenzt an ein Wunder – doch Vishwash Kumar Rameshs Aussagen machen das Unglück greifbar, menschlich und erschütternd real.

Die laufenden Ermittlungen müssen jetzt Antworten liefern – nicht nur für die Angehörigen der Opfer, sondern auch für die globale Luftfahrt. Die letzten Worte im Cockpit und der Bericht eines Überlebenden – das sind die Schlüssel zu einem Unglück, das nie hätte passieren dürfen.